FAQ: Skepsis von erfahrenen Imkern

Da erfahrene Imker teilweise Probleme haben, das Konzept der Bienenkiste richtig zu verstehen, erklären und begründen wir hier die Unterschiede zur konventionellen Magazinimkerei.

Wer schon längere Zeit erfolgreich Bienen hält, neigt dazu, seine Erfahrungen unbewusst auch auf andere Konzepte der Bienenhaltung zu übertragen. Die heute übliche Art der Bienenhaltung ist u.a. gekennzeichnet von:

  • Magazinbeute („Vertikalbeute“)
  • Mobilbau in Rähmchen mit Mittelwänden
  • Schwarmverhinderung

Die Bienenkiste unterscheidet sich in allen Punkten wesentlich davon:

  • Horizontalbeute
  • Naturwaben im Stabilbau
  • Vermehrung über Naturschwärme

Viele Erfahrungen in der sog. „Völkerführung“ und das dazu notwendige Fachwissen sind mit der gewählten Betriebsweise verbunden und nicht einfach auf andere Betriebsweisen übertragbar. Wer versucht die Bienenkiste als eine Art einfache Magazinbeute zu verstehen, wird gar nichts verstehen.

Stabilbau

Die Bienenkiste ist bewusst als Stabilbaukonzept konzipiert. Sie ist eher mit Bienenkörben (z.B. Lüneburger Stülper) oder Klotzbeuten vergleichbar als mit Magazinbeuten.

Im Blick auf eine wesensgemäße Bienenhaltung ist Stabilbau optimal, weil es den Bienen die Freiheit gibt, ihren Lebensraum so zu gestalten, wie sie es für richtig halten, und weil es im Jahreslauf keine Störungen durch Eingriffe ins Brutnest gibt (geben kann).

Für den Imker ist Stabilbau sehr einfach und preiswert, weil keine Rähmchen benötigt werden, keine Mittelwände eingelötet werden müssen, keine Schleuder und Lagerraum für überschüssige Waben benötigt werden usw… Außerdem fällt mit der Möglichkeit, Waben im Brutbereich zu ziehen, auch der damit verbundene Zeitaufwand für diese Art von Eingriffen weg.

Traditioneller Stabilbau hat aber einige Nachteile, die für unsere Ziele diese Vorteile relativieren:

  • Der Umgang mit Stabilbau ist handwerklich sehr anspruchsvoll. Man muss z.B. bei der Honigernte mit Bienen besetzte Waben herausschneiden. Die Waben sind weich und zerdrücken leicht, Honig läuft mindestens an den Schnittstellen heraus, Bienen werden verklebt. Und wenn man nicht sehr viel praktische Erfahrung hat, endet das Ganze schnell in einem Wachs-Honig-Bienen-Matsch.
  • Man kann nur schwer einen Einblick in den Zustand des Bienenvolkes nehmen, weil man ja keine Brutnestwaben zerstörungsfrei herausnehmen kann.
  • Die Varroabehandlung ist i.d.R. schwierig.

In der Bienenkiste haben wir aus diesem Grund den mobilen Stabilbau eingeführt: Die Waben werden nicht direkt am Beutendeckel angebaut, sondern an Trägerleisten, die auch entnommen werden können. Man hat das Konzept aber nicht verstanden, wenn man dies aus dem Blickwinkel des Mobilbaus betrachtet:

Horizontalbeute

Die flache Bauweise des Krainer Bauernstocks und die Bearbeitung von unten waren eine geniale Erfindung unserer Vorfahren. Sie bieten eine Lösung für das Problem, im Stabilbau nur schlecht in ein Bienenvolk hineinschauen zu können. Durch die flachen Waben überschaut man eine sehr große Oberfläche. Man kann die Volksgröße und -zustand leichter abschätzen und kann auch verdeckelte Brut und Weiselzellen einfach erkennen.

Das Öffnen und Bearbeiten durch Kippen von unten erscheint auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, ist aber eine wesentlich geringere Störung als andere Arten, Bienenvölker zu öffnen und durchzusehen. Durch die flache längliche Bauweise wird der Honigüberschuss hinten abgelagert und kann – in Verbindung mit dem mobilen Stabilbau – leicht geerntet werden. Durch den Kaltbau gibt es einen langen Zehrweg für den Winter.

Schwarmvermehrung

Es gibt nichts Vitaleres als Naturschwärme. Die Bienenvölker bauen sehr gut und sind weniger krankheitsanfällig. Die Brutunterbrechung beim Muttervolk und die Behandlungsmöglichkeit mit Oxalsäure dämpfen den Varroadruck. Maßnahmen zur Schwarmunterdrückung erfordern Zeit und Fachwissen und können nur begrenzt erfolgreich sein, weil sie letztlich gegen die Natur der Bienen arbeiten. Wer extensiv Bienen halten will, sollte sich auf das Imkern mit dem Schwarmtrieb einlassen. Ein verloren gegangener Schwarm ist bei der Bienenkiste kein Problem. Man kann i.d.R. dennoch mit einem Honigertrag rechnen. Und das Einfangen des Schwarmes gelingt häufiger und einfacher, als man zunächst befürchtet. Das ist jedenfalls die Erfahrung von vielen Imkern, die sich darauf eingelassen haben.

Wer seine Nachbarn an der Begeisterung für die Bienen teilhaben lässt und z.B. genau erklärt, was bei einem Schwarm passiert und warum dieses faszinierende Naturschauspiel vollkommen ungefährlich ist, gewinnt schnell Verbündete, die helfen einen Schwarmabgang zu entdecken. Selbst wenn man berufstätig ist, gibt es häufig jemanden, der den Schwarm beobachtet und dann telefonisch melden kann. Und meistens hängt dieser dann auch noch nach Feierabend im Baum und wartet auf „seinen“ Imker…

Die Schwarmbörse hilft ein eigenes Überangebot an Schwärmen an dankbare Abnehmer weiterzuvermitteln.

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