FAQ: Überwinterung kleiner Bienenvölker

Wer erst spät einen Schwarm einlogiert hat oder mit einem Kunstschwarm beginnen musste, steht vielleicht vor dem Problem, dass die Bienen noch nicht viel gebaut haben. Was kann man tun, damit sie trotzdem den Winter überleben?

Wir haben bereits mehrfach Bienenvölker über den Winter gebracht, die nur etwa 1/3 des vorderen Raumes ausgebaut hatten. Wenn die Bienen mindestens den halben Raum ausgebaut haben, halte ich das für eine Überwinterung auf jeden Fall für ausreichend. Je kleiner das Volk ist und je weniger Wabenfläche zur Verfügung steht, desto größer ist die Gefahr, dass die Bienen nicht genügend Kraft haben, den Winter zu überstehen.

  • Bei sehr kleinen Völkern (1/4 ausgebaut oder weniger) sollten Sie auf die erste Ameisensäurebehandlung im August verzichten. Sie bringt eine zusätzliche Belastung in das Volk und hemmt die Entwicklung. Falls es notwendig erscheint, kann noch Mitte September eine Ameisensäurebehandlung durchgeführt werden.
  • Sie sollten bis Mitte September kontinuierlich flüssig füttern. Das regt den Bau- und Bruttrieb an. Dabei muss aber auch beachtet werden, dass die Bienen nicht überfüttert werden. Wenn die Waben nicht weitergebaut werden bzw. zu viel Futter auf einmal gegeben wird, gibt es keinen Raum mehr für die Brut.
  • Geben Sie alle zwei bis drei Tage ein bis zwei Liter Zuckerlösung. Orientieren Sie sich mit den Mengen und dem Rhythmus auch daran, wie viel die Bienen aufnehmen und verarbeiten können. Das Futter sollte über Nacht von den Bienen aufgenommen werden.
  • Wiegen Sie die Kiste gelegentlich. Am besten mit einer Personenwaage. Das ist genauer. So haben Sie die Gewichtszunahme im Blick.

Ziel sollte sein, die benötigte Futtermenge bis Mitte September eher kontinuierlich aufzufüttern. Was benötigen die Bienen? Man kann nicht sagen, dass die Zielmarke für kräftige Völker (15 - 20 kg) linear auf kleine Völker runtergerechnet werden kann! Orientieren Sie sich an folgenden Richtwerten:

ausgebauter Raum benötigte Futtermenge
100 % 15 - 20 kg
2/3 12 - 15 kg
1/2 10 - 12 kg
1/3 8 - 10 kg
1/4 6 - 8 kg

Grenzen (überfüttern/verhungern)

  • Theoretisch würden in den vorderen Raum, wenn er ganz mit Waben ausgebaut ist, 35 kg Honig passen. Dann ist aber kein Platz mehr für Pollen und zum Brüten, und auch die Bienen brauchen leere Waben, um die Wintertraube bilden zu können. Wenn der Raum nur teilweise mit Waben ausgebaut ist, gilt dieser Wert entsprechend linear: z.B. 1/3 => 12 kg.
  • Ein kräftiges Bienenvolk verbraucht je nach Witterungsverlauf im Winterhalbjahr 13 bis 20 kg Honig. Der größte Verbrauch liegt im April (ca. 5 kg). Ab Mitte April gibt es aber i.d.R. bereits wieder Tracht, und in Notfällen könnte man im April auch schon wieder füttern. Nach meinen Erfahrungen (in Hamburg) reichen 15 kg aus. Das kann in anderen Regionen Deutschlands aber etwas anders aussehen!
  • Kleine Bienenvölker werden versuchen, bereits im frühen Frühjahr “schnell durchzustarten”, und im Verhältnis zu kräftigen Völkern stärker brüten. Deshalb verbrauchen sie im Frühjahr im Verhältnis auch mehr Vorräte. Aus diesem Grund kann man den Futterbedarf nicht einfach linear runterrechnen, sondern sollte sich stärker daran orientieren, wie viel Futter in die Waben reinpasst.

Sonstige Maßnahmen

  • Engen Sie das Flugloch ab Mitte August stark ein, damit die Bienen es leichter haben, sich zu verteidigen. Ein Spalt von 5 cm auf der Seite, wo die Waben gebaut sind, reicht. (Falls es eine Hitzewelle mit sehr hohen Temperaturen gibt, sollten Sie das Flugloch in dieser Zeit wieder öffnen.)
  • Es hat keinen Sinn, sondern wäre sogar kontraproduktiv, die Bienen im Winter warmhalten zu wollen. Wenn es kalt ist, stellen die Bienen das Brutgeschäft ein und verbrauchen weniger Vorräte, als wenn sie brüten. Eine Brutpause ist auch für die Gesundheit der Bienen sehr wichtig.
  • Ab ca. Mitte September kann man nichts mehr für die Bienen tun. Was bis dahin versäumt worden ist, lässt sich nicht mehr nachholen. Grund sind die niedrigeren Temperaturen (vor allem nachts). Es ist für die Bienen zu kalt, um noch Zuckerlösung in Honig umzuarbeiten oder Waben zu bauen. Die Bienen haben außerdem einen eigenen inneren Kalender, den man nicht so einfach überlisten kann.

Weitere Informationen

Auffütterung

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