FAQ: Klima in der Bienenkiste: ungünstig?

Ist die Form der Bienenkiste für den Wärmehaushalt der Bienen ungünstig?

Zur Geometrie der Bienenkiste siehe auch: FAQ: Flache Bauweise: unnatürlich?

Bienen besiedeln von Natur aus Hohlräume unabhängig von ihrer Geometrie. Sie klimatisieren ihre Wohnhöhle aktiv und überziehen alle Innenflächen mit antimykotischem Propolis. Außerdem putzen sie ihre Behausung permanent. Die manchmal geäußerte Befürchtung, eine eckige flache Kiste könnte Schimmel begünstigen, ist daher eher eine akademische Diskussion, die für die Praxis keine große Relevanz hat. Es gibt sicherlich Geometrien, die den Bienen ihr Leben etwas erleichtern oder erschweren können. Praktische Auswirkungen auf die Bienengesundheit hat das nach unseren Erfahrungen aber nicht. Ein wesentlicher Faktor dagegen ist eine einfache und schonende Möglichkeit, die Bienen imkerlich betreuen und den Zustand des Bienenvolkes beurteilen zu können. Auch das hängt wesentlich an der Geometrie und Konstruktion der Bienenwohnung. Die Bienenkiste bietet eine einzigartige Möglichkeit, das Bienenvolk mit sehr geringen Eingriffen gut zu betreuen und trägt so zu einer guten Bienengesundheit weit mehr bei, als vermeindlich besonders “natürliche” Bienenwohnungen.

Das Bienenvolk steuert seine “Körper”-Temperatur (insbesondere im Brutnest) sehr präzise. Nicht die Temperatur innerhalb der Beute interessiert die Bienen, sondern die Temperatur in den Waben und Wabengassen. Im Winter sieht man das sehr deutlich: Die Bienen ziehen sich zu einer Kugel zusammen und halten sie warm. Außerhalb der Wintertraube sieht man manchmal Eiszapfen in der Beute. Für die Bienen ist ein langer kalter Winter gesundheitsfördernd, weil lange Brutpausen die Varroabelastung natürlich senken. Es ist daher kontraproduktiv, die Bienen im Winter “warm einzupacken”. Wenn es in der Übergangszeit, wenn die Bienen schon wieder ein größeres Brutnest unterhalten, Kälterückschläge gibt, steigt u.U. der Honigverbrauch. Das ist aus imkerlicher Sicht aber eher eine ökonomisches Problem. Das Argument, dass die Bienen sich dann mehr anstrengen müssen, hat aus unserer Sicht keinen direkten (negativen) Bezug zur Bienengesundheit. Die aktive Temperaturregulierung ist eine Grundtätigkeit des Bien. Er braucht dafür keine imkerliche Unterstützung.
So ist die klimatische Kritik an der Geometrie der Bienenkiste aus unserer Sicht eine eher ingenieurmäßige Betrachtung, die das Lebewesen mit seinen Bedürfnissen gar nicht angemessen berücksichtigt. Natürlich ist die Bienenkiste klimatisch ungünstig, wenn man darin etwas warmhalten will. Wir aber wollen darin Bienen halten ;-)

Mellifera e.V. hat über 35 Jahre lang systematisch Bienenwohnungen in der Praxis erprobt. Darunter auch Körbe, Klotzbeuten und ausgehöhlte natürliche Baumstämme. Einen einfachen Zusammenhang zwischen der Beutengeometrie oder Isolierung der Beutenwände und der Bienengesundheit gibt es nicht und ist aus biologischer Sicht auch nicht zu erwarten.

« Kleines Volk optimal für den Winter vorbereiten | Kontrolle auf Brutkrankheiten (z.B. Amerikanische Faulbrut) »