Schwarmtrieb: Einführung
Wie man erkennt, dass die Bienen im “Schwarmtrieb” sind, und wie man den Schwarmprozess sinnvoll begleiten kann.
Die Fortpflanzungsphase beginnt in jedem Jahr ungefähr zur Zeit der Obstblüte damit, dass Drohnen (männliche Bienen) im Bienenvolk heranwachsen und Weiselnäpfchen (“Weisel” = Königin) gebaut werden. Beides bedeutet noch nicht, dass das Bienenvolk tatsächlich schwärmen wird. Aber es sind die ersten Schritte auf dem Weg dahin, die in jedem gesunden Bienenvolk stattfinden.
Ein Bienenvolk schwärmt nach der ersten Überwinterung alle ein bis zwei Jahre. Ob und wann es schwärmt, hängt von verschiedenen Faktoren wie Wetter, Volksgröße, Trachtangebot usw. ab.
Weiselzellen werden belegt
Wenn die Bienen schwärmen wollen, werden mehrere Weiselnäpfe mit Eiern belegt. Die Larven wachsen heran und die Zellen werden am neunten Tag verdeckelt. Wenn ein Volk schwärmen will, werden zahlreiche Weiselzellen belegt. Es sind eher zehn bis fünfzehn als zwei oder drei. Die Weiselzellen haben verschiedene Stadien. Solange die alte Königin im Volk ist und noch nicht geschwärmt ist, kann sie ja immer neue Zellen mit Eiern belegen, und das tut sie auch bis kurz vor dem Schwärmen. Es kann also sein, dass man am Anfang nur wenige Weiselzellen sieht und im Laufe der Tage immer mehr Zellen entstehen.
Vorschwarm
Die Bienen warten, bis die ersten Weiselzellen verdeckelt sind. Dann sind sie sich relativ sicher, dass eine neue gesunde Königin schlüpfen wird. Von diesem Zeitpunkt an wird die alte Königin mit einem Teil des Bienenvolkes ausziehen (= “Vorschwarm”). Der Schwarm muss erfolgen, bevor die erste neue Königin geschlüpft ist (sechzehn Tage nach der Belegung der ersten Königinzelle bzw. sieben Tage nach der Verdeckelung). Es kann im Normalfall keine zwei Königinnen im Volk geben. Wenn der Schwarm (z.B. wegen schlechten Wetters) nicht möglich war, werden die neuen Königinnen vor dem Schlupf in der Zelle getötet, indem die Zellen seitlich aufgebissen und die jungen Königinnen abgestochen werden.
Dadurch kann das Schwarmereignis weiter nach hinten geschoben werden. Die alte Königin kann ja jederzeit neue Königinnenzellen belegen. Es kann sogar vorkommen, dass der Schwarmtrieb wieder erlischt (z.B. wenn Wetter- und Trachtbedingungen anhaltend schlecht sind) und alle Weiselzellen wieder zurückgebaut werden.
Nachschwärme
Wenn die erste neue Königin schlüpft, kann sie entweder die weiteren jungen Königinnen töten, solange diese noch in den Zellen sind, oder - falls Königinnen gleichzeitig schlüpfen - mit diesen um Leben und Tod kämpfen, denn es kann nur eine Königin im Bienenvolk geben.
Es kann aber auch sein, dass die erste Jungkönigin wiederum mit einem Teil der Bienen ausschwärmt. Nach dem Abgang des Vorschwarms schlüpfen ja ständig weiter junge Bienen aus. Der Verlust an Bienen durch den Schwarm wird so schnell ausgeglichen und ein erneuter Schwarm ist möglich. Das kann sich sogar noch mehrfach wiederholen, so dass ein Bienenvolk nacheinander drei oder vier Schwärme abgibt. Die Schwärme werden aber immer kleiner und zuletzt sind die Schwärme und auch das Restvolk kaum noch überlebensfähig. Deshalb ist es sinnvoll, Nachschwärme von vorneherein zu vermeiden.
Hochzeitsflug der Jungkönigin
Die Jungkönigin fliegt ein paar Tage nach ihrem Schlupf aus, um draußen in der Luft an sogenannten “Drohnensammelplätzen” von mehreren Drohnen begattet zu werden. Nur wenn dieser Flug gelingt, kann das Bienenvolk weiter bestehen.
Umweiselung/Nachschaffung
Neben dem Schwarmtrieb gibt es noch weitere Fälle, bei denen Weiselzellen im Bienenvolk gepflegt werden:
Umweiselung
Wenn die alte Königin in ihrer Leistung nachlässt, werden mehrere Weiselzellen gepflegt. Wenn eine neue Königin geschlüpft ist, warten die Bienen so lange, bis sie erfolgreich von ihrem Hochzeitsflug zurück ist, und beseitigen anschließend die Altkönigin. Bei diesem Prozess muss der Imker nicht eingreifen. Wenn nur wenige Weiselzellen im Volk gepflegt werden, deutet dies also auf ein Umweiseln hin.
Nachschaffung
Wenn die Königin plötzlich stirbt (kann auch versehentlich durch den Imker passieren, wobei dies bei der Bienenkiste sehr unwahrscheinlich ist), werden nachträglich Arbeiterinnen-Zellen zu Weiselzellen umgebaut und als Königinnenzellen weiter gepflegt. Auch in diesem Fall gibt es nur ein paar Weiselzellen. Außerdem sind diese Zellen nicht an den Wabenunterkannten gebaut, sondern ausgehend von der Wabenfläche in den Wabengassen. In der Bienenkiste sind solche Waben schwerer zu erkennen, weil die Brutwaben ja nicht so einfach entnommen werden können. Es ist aber auch in diesem Falle kein Eingreifen des Imkers notwendig.