Omlet Beehaus

Die Bienenkiste liegt offensichtlich voll im Trend. Einfache Bienenhaltung für “Laien” wird auch in anderen Ländern immer populärer. Das treibt mitunter seltsame Blüten.

11. August 2009 Erhard Maria Klein
   Bienenwohnung / Stadtbienen / Hypes+Hoffnungen

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Wir beschäftigen uns seit Jahren intensiv mit der Frage, wie man Bienenhaltung so weit vereinfachen kann, dass es auch ohne viel Fachwissen für “Laien” möglich wird. Wir sind uns dabei unserer Verantwortung bewußt: Bienen bleiben nicht im Käfig oder auf der heimischen Weide. Sie fliegen viele Kilometer in der Landschaft herum und geraten unkontrollierbar mit anderen Bienenvölkern in Kontakt. Es ist daher notwendig bestimmte Standards und Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten - insbesondere bei der Gesundheitsvorsorge. Wenn man nicht weiß, was man tut, gehen einem nicht nur die eigenen Bienen ein. Man bereitet u.U. auch umliegenden Imkern viel Sorgen und Ärger (s. Was man unbedingt wissen muss)

Unter Imkern gibt es außerdem eine intensive Diskussion, wie man Bienen artgerechter halten kann. Das sog. “Bienensterben” (die große Sterblichkeit von Bienenvölkern besonders im Winter) wird u.a. auf die modernen Haltungs- und Zuchtmethoden zurückgeführt, die einen maximalen Honigertrag aus den Bienenvölkern herausholen wollen und die natürlichen Lebensbedingungen hintenan stellen.

Das Beehaus: eine Art futuristische Bienenkiste

Omlet Beehaus

Gerade wurde in England das Omlet Beehaus der Öffentlichkeit vorgestellt - auf den ersten Blick eine Art futuristische Bienenkiste. Die Website vermittelt den Eindruck, dass es ein Kinderspiel sei, selbst Bienen zu halten, wenn man nur die (mit €£499,- sehr kostspielige) Ausrüstung von Omlet bestellt. Da das Konzept aber auf der konventionellen Art Bienen zu halten basiert, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Bienenhaltung im Beehaus ohne einen gründlichen Imkerkurs gelingen kann. Es sind wohl auch solche Kurse geplant, aber bislang gibt es noch keine konkreten Termine. Das kann m.E. auch kaum im Interesse des Herstellers liegen. Wer einen richtigen Imkerkurs gemacht hat, weiß, dass das Beehaus zwar cool aussieht aber für die Bienenhaltung nicht besser geeignet ist, als eine Holzkiste, die nur ein Viertel des Preises kostet.

Im Gegenteil: Kunststoffkisten sind in der artgerechten Bienenhaltung nicht zugelassen und bieten kein optimales Klima für die Bienen. Auch die von Omlet empfohlenen Varrobehandlungsmittel mit Apistan und Bayvarol sind bedenklich, weil sie zu Rückständen im Wachs und Resistenzbildung führen können und deshalb mittlerweile in Imkerkreisen kaum noch eingesetzt werden. Heute können wir unsere Bienenvölker mit organischen Säuren (Ameisensäure und Oxalsäure) behandeln, die sogar natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommen.

Beim Omlet Beehaus sehe ich die Gefahr, dass der Käufer das Gefühl hat, dass er jetzt viel Geld ausgegeben hat und dass er dann wohl erwarten kann, dass sich der Rest von alleine regelt. Und falls es mal ein “Problemchen” geben sollte, gibt es ja immer noch die Hotline… Dass er sich das Know-How eines konventionellen Imkers aneignen muss, um im Beehaus erfolgreich Bienen halten zu können, wird auf der Website m.E. nicht ausreichend deutlich gemacht.

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