Die neue Bienenkisten-Website ist fertig
Nach elf Jahren haben wir unsere beliebte und gut frequentierte Website bienenkiste.de komplett erneuert. Ein Interview mit Projektleiter Erhard Maria Klein.
4. Mai 2020
Lydia Wania-Dreher
Interview
Mit der Bienenkisten-Initiative war Mellifera e. V. im Jahr 2009 ein Pionier der extensiven Freizeit-Bienenhaltung und des »urban beekeeping«. Die Website bienenkiste.de, die alle notwendigen Informationen für dieses DIY-Konzept kostenlos zur Verfügung stellt, war ein Hauptgrund dafür, dass unsere Initiative so erfolgreich geworden ist. Nun ist sie vom Projektleiter Erhard Maria Klein, der hauptberuflich Webentwickler ist, grundlegend überarbeitet worden.
Die alte Website war beliebt und gut besucht. Warum war der Relaunch überhaupt nötig?
Schon seit Jahren wollte ich die Website überarbeiten. Sie war nicht für mobile Endgeräte, wie Smartphones und Tablets, optimiert, was heute sehr wichtig ist. Außerdem wird das bisher verwendete Redaktionssystem nicht mehr weiter entwickelt und supportet. Und manche Inhalte waren auch nicht mehr ganz up to date. In den vergangenen Jahren war dann immer anderes wichtiger. Aber endlich haben wir es geschafft!
Der neue Internetauftritt ist schön geworden! Was sind die wesentlichen Unterschiede zur alten Seite?
Danke! Das Layout gefällt mir auch sehr. Es wurde vom Webdesigner Ari Gröbke entworfen, mit dem wir schon seit vielen Jahren gut zusammen arbeiten. Wir wollten das Webdesign stärker an das Erscheinungsbild der Bienenkisten-Bücher anlehnen und mit den Illustrationen der Buchcover arbeiten. Außerdem habe ich versucht, die zentralen Gestaltungsprinzipien, die mich bei der Entwicklung der Bienenkiste geleitet haben, auch auf die Website zu übertragen.
Das musst Du uns etwas genauer erklären? Was hat eine Holzkiste mit der digitalen Welt zu tun?
Die auffälligste Gemeinsamkeit, die jeder leicht nachvollziehen kann, ist vielleicht dass die neue Website auch eine Art “Einraumbeute” ist. Unter Webdesignern nennt man das “OnePage-Design”. Das bedeutet, dass man auf der Startseite den gesamten Inhalte der Website zugänglich macht. Man muss nicht lange klicken und rumsuchen, um die gewünschte Information zu finden. Du erreichst alle wichtigen Inhalte von der Startseite aus mit einem Klick. Das ist besonders auf Smartphones sehr angenehm. Die Homepage ist dann zwar sehr lang, aber es ist deutlich angenehmer, mit dem Finger die Seite hoch zu wischen, als zwei-/dreimal klicken zu müssen und jedes mal zu warten, dass die Seite neu lädt. So ist das für die Bienen im ungeteilten Brutraum der Bienenkiste mit den langen Waben auch. Sie erreichen alles sehr schnell, in dem sie einfach die Wabengasse entlang laufen. Kein Absperrgitter und keine Zargen stellen ein Hindernis dar. Es gibt aber natürlich weitere Gemeinsamkeiten.
Und welche?
Die neue Website ist technisch sehr einfach gehalten und stellt - wie die Bienenkiste - eine Rückbesinnung auf alte, bewährte Konzepte dar. Wir setzen kein komplexes, fehleranfälliges Redaktionssystem mehr ein. Die neuen Seiten sind wieder aus einfachem “statischen” HTML-Code gebaut, so wie man das bis vor 20 Jahren gemacht hat. Wir setzen Hugo als sogenannten “Static Site Generator” ein. Dadurch ist sowohl die Entwicklung der Website als auch die Wartung weniger arbeitsintensiv.
Die heutigen Websites sind - ähnlich wie die Bienen von der Varroa - von Computerviren und Hackerangriffer bedroht. Durch unsere Rückbesinnung auf Altbewährtes steigt die Resilienz erheblich. Wobei wir in der digitalen Welt erfolgreicher sind als bei den Bienen. Die neue Website ist kaum noch zu hacken. Das extensive Imkern mit dem Schwarmtrieb ist zwar ein wichtiger Faktor für vitale Bienen, aber der Weg zu varroatoleranten Bienen ist leider etwas steiniger, als der zu einer virenresistenten Website.
Was war Dir noch wichtig?
Ein geringer Ressourcenverbrauch war mir sehr wichtig. Den wenigsten Menschen ist bewusst, dass das Internet mittlerweile mehr CO2 emittiert, als der Flugverkehr (schon vor der Corona-Krise - jetzt aber erst recht). Der CO2-Fußabdruck einer Homepage ist linear mit ihrer Dateigröße. Bei modernen Websites liegt sie heute durchschnittlich bei über 5 MB, viele Websites überschreiten sogar schon 10 MB. Die neue Bienenkisten-Titelseite wiegt gerade einmal 1,38 MB und ist damit ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. So sehen wir auch die Bienenkiste: eine einfache Holzkiste, die ohne viel Zubehör ortsfest betrieben wird, kann sicherlich klimaschonender sein, als konventionelle Magazin-Betriebsweisen.
Und dann betrachte ich die neue Bienenkisten-Website auch noch als “wesensgemäß”.
Da bin ich jetzt aber mal gespannt …
Bei der wesensgemäßen Bienenhaltung steht der Respekt vor dem “Bien” im Zentrum, was sich dann konkret in einzelnen Maßnahmen ausdrückt: die Vermehrung über den Schwarmtrieb, der Naturwabenbau, der ungeteilte Brutraum, …
Das Pendant zur wesensgemäßen Bienenhaltung ist beim Webdesign die Ethische Website-Entwicklung. Man versucht, dem User mit Respekt zu begegnen. Das bedeutet u.a., dass man keine Technologien einsetzt, die User-Daten ausspähen, um diese an Dritte zu Marketingzwecken zu liefern.
Außerdem nehmen wir das Informationsbedürfnis des Users ernst. Wir versuchen einfach, alle Informationen, die jemand braucht um Bienen in der Bienenkiste zu halten, übersichtlich aufbereitet zu liefern. Es gibt keine versteckten Ziele. Wir wollen einfach eine nützliche Internetseite zum Thema Bienenhaltung betreiben. Dazu gehört übrigens auch die Schwarmbörse und das Mellifera-Netzwerk. Diese Angebote werden wir als nächstes nach denselben Grundsätzen überarbeiten: userfreundlich, klimafreundlich und datensparsam.