Keine Angst vor Schwärmen!
Wenn man selbst noch keine Erfahrungen mit dem Schwärmen seiner Bienen gemacht hat, ist man verständlicherweise etwas beunruhigt und bewegt viele Fragen: Wie werden die Nachbarn reagieren? Bekomme ich es überhaupt mit, wenn die Bienen schwärmen und kann ich den Schwarm einfangen?
29. April 2011
Erhard Maria Klein
Schwarmvermehrung / Schwarmzeit
Nach meinen eigenen Erfahrungen und die vieler Schwarm-Imker sind diese Sorgen zumeist unbegründet:
Ich selbst halte seit neun Jahren vier bis sechs Bienenvölker in einem Kleingarten mitten in Hamburg und imkere seit Anfang an mit dem Schwarmtrieb. In der Regel lasse ich die Bienen frei fliegen. Manchmal hatte ich das Gefühl, die Bienen haben so lange gewartet, bis ich endlich da war. Ich habe schon öfter “zufällig” Schwärme live mit erlebt. Oder ich bekam einen Anruf aus meiner Kleingartenkolonie und bin dann nach Feierabend gekommen, um den Schwarm einzufangen.
Wenn im Mai die Bienen schwärmen, sollte man vor Freude lärmen. (Bauernregel)
Meine Erfahrungen
Die Bienen setzen sich meistens an dieselben wenigen Stellen. Obwohl hohe Bäume in der Nähe sind, sitzen sie fast immer in gut erreichbarer Höhe. Einmal war er mir definitiv zu hoch. Ein Freund wollte den Schwarm aber nicht verloren geben und hat die Feuerwehr zu einer kostenlosen Bienenrettung überredet. In den neun Jahren ist mir ganz selten mal ein Schwarm durch die Lappen gegangen. Meine Nachbarn sind alle entspannt. Eine direkte Nachbarin hat sogar eine Bienengift-Allergie. Oft schauen sie dabei zu, wenn ich die Schwärme einfange oder sind mir behilflich. Ich kenne einige Imker hier in Hamburg, die sich auch dazu entschlossen haben, und begeistert von ihren Bienen “schwärmen”.
Vorbereitet sein!
Man kann den Schwarm natürlich nur einfangen, wenn es irgend jemand mitbekommt. Ein wichtiger Schlüssel zum Gelingen ist die “Schwarmdiagnose”. Man kann den frühesten Schwarmzeitpunkt ziemlich genau vorhersagen, wenn man mindestens alle neun Tage die Bienenkiste einmal öffnet und nach Schwarmzellen absucht. Wenn man weiß, dass die Bienen voraussichtlich bald schwärmen werden, ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Und wenn man die Möglichkeit hat, lohnt es sich in diesen Tagen um die Mittagszeit rum bei den Bienen vorbei zu schauen oder jemanden aus der Nachbarschaft zu bitten, ein Auge darauf zu haben.
Nachbarn
Es kann sinnvoll sein, ein bis zwei Grundstücke in jede Richtung die Nachbarn anzusprechen und zu sagen, dass es “nicht ausgeschlossen ist, dass irgend wann mal vielleicht ein Bienenschwarm entweicht” (lieber etwas defensiv formulieren), dass das ein tolles Naturschauspiel ist und ganz harmlos und dass Schwarmbienen grundsätzlich nicht stechen oder Menschen anfallen, sondern sich friedlich in einem Baum oder Busch als “Schwarmtraube” sammeln und dass sie in diesem Falle Ihnen Bescheid geben sollen (Handynummer). Sie würden dann kommen und den Schwarm bergen. Dafür gibt’s dann bei nächster Gelegenheit auch ein Gratis-Glas mit Honig aus dem eigenen Garten.
Schwarmrettung
Sie sollten zusätzlich noch die Internet-Adresse der Schwarmrettung nennen, damit die Nachbarn, falls sie Sie mal nicht erreichen können, beruhigt sind und wissen, dass sie jederzeit einen Imker anfordern können. Sie könnten auch erwägen, sich selbst bei der Schwarmrettung als Schwarmfänger einzutragen. Wenn dann ein Schwarm ungesehen entfleucht, kann es ja sein, dass irgend ein Bürger den Schwarm bei der Schwarmrettung meldet und dann auf Sie – als nächstliegenden Imker – stößt. Oder Sie verlieren einen Schwarm und fangen dafür den Schwarm eines anderen Imkers ;-)