Tipps zur Honigernte bei Wildbau
Tipps zur effektiven Honigernte bei Wildbau im Honigraum
20. August 2015
Erhard Maria Klein
Honig / Zeidlerei / Honigernte
Die Entnahme der Honigleisten in der Bienenkiste ist sehr einfach, wenn die Waben exakt an den Leisten gebaut sind.
Manche fortgeschrittene Bienenkistenimker verzichten auf die Mittelwände im Honigraum und nehmen Anfangsstreifen oder Dreiecksleisten. Hier kann es passieren, dass Honigwaben nicht exakt an den einzelnen Leisten angebaut wurden, sondern versetzt oder quer über mehrere Leisten. Wer einfach nur die Leisten aus dem letzten Jahr wieder verwendet hat, ohne neue Bauvorgaben einzusetzen, findet sicherlich eine noch stärkere Neigung zu Wildbau vor. Manch einer hat vielleicht gar keine Holzleisten in den Honigraum eingesetzt und steht nun vor der Situation, die Honigwaben herausschneiden zu müssen.
Kiste öffnen
Wenn ich damit rechnen muss, dass die Ernte aufwendiger wird und länger dauert, lege ich die Kiste auf den Rücken und decke den Brutbereich mit dem Bodenbrett ab. Dazu stelle ich die Kiste zunächst aufrecht, drehe sie um 180 Grad und kippe sie an ihren ursprünglichen Platz zurück, so dass das Flugloch wieder nach vorne zeigt. Vom Bodenbrett stoße ich die Bienen ab und lege es dann so auf den Brutbereich der Kiste, dass es nach vorne entsprechend übersteht und der Erntebereich offen ist. (Es ist besser, die Bienen erst vom Bodenbrett abzustoßen und das Brett dann gleich richtig aufzulegen. Wenn Sie es mit ansitzenden Bienen nach vorne schieben, macht das die Bienen aggressiv.) Die liegende, abgedeckte Bienenkiste hat einen zweifachen Vorteil: Da das Flugloch ungefähr wieder dort ist, wo es vorher war, können die Bienen, die in der Luft sind, in die Kiste zurück finden. Es schwirren also weniger Bienen umher. Und da der Brutbereich wieder abgedeckt ist, bleiben die Bienen länger ruhig.
Die Bienenkiste umgedreht hinzulegen, ist außerdem zwingende Voraussetzung, damit das Ausschneiden der Honigwaben komplikationsfrei gelingt.
(Teilweise) verbundene Trägerleisten
Ernten Sie zuerst die Honigwaben, die normal an einer einzelnen Trägerleiste angebaut sind. Wenn mehrere Trägerleisten durch eine Wabe verbunden sind (z.B. seitlich versetzt gebaut), dann nehmen Sie diesen Bereich gemeinsam heraus, als würde es sich um eine einzelne Leiste handeln. Da die Leisten zusätzlich verkittet sind, geht das i.d.R. bei 3-4 Leisten ganz gut ohne weitere Hilfsmittel. Stellen Sie diese Wabenblöcke möglichst etwas abseits beiseite.
Wenn alle Leisten so mit Wildbau verbunden sind, dass man keine einzelnen Leisten herauslösen kann, könnten Sie auch versuchen, den kompletten Honigraum in einem Stück heraus zu ziehen. Das sollten Sie zu zweit machen (schwer!) und ein Holzbrett hinter die Bienenkiste legen, auf das Sie den Wabenblock herausziehen können.
Nach der Entnahme der Waben schließen Sie die Bienenkiste wieder. Sie können sie ggf. noch einen Moment auf dem Rücken liegen lassen, bis sich die Bienen etwas beruhigt haben und sie später wieder in die normale Stellung umdrehen.
Waben freischneiden
Nun widmen Sie sich den Wabenblöcken. Wenn die Waben leicht versetzt gebaut wurden, ist es u.U. möglich, sie mit dem Stockmeißel an der Basis von einer der Leisten freizuschneiden, so dass die Wabe noch an der anderen Leiste stabil hängt und daran festgehalten werden kann. Andernfalls müssen Sie zwischen dem Übergang zur nächsten Trägerleiste die Wabe komplett mit dem Stockmeißel durchschneiden (s. Zickzack). Ziel sollte sein, die Wabe möglichst wenig zu verletzen, dass die ansitzenden Bienen nicht im Honig festkleben und noch abgefegt werden können. Wenn Sie ein Wabenstück so freischneiden konnten, dass es noch an einer Trägerleiste hängt, fegen Sie die Bienen wie gewohnt ab und stellen die Waben in die Erntebox. Bienen, die festkleben, werden später vor der Ernte von den Waben befreit.
Wenn Wabenstücke komplett von den Trägerleiste abgeschnitten werden müssen, kommt die “Tortenheber-Methode” zum Einsatz (s.u.)
Zickzack
Besonders bei Anfangsstreifen kann es passieren, dass die Bienen beim Wabenbauen auf eine andere Trägerleiste wechseln, dann aber gerade weiter bauen. Wenn sie das in einem größeren Bereich machen, sind alle Trägerleisten durch Waben verbunden und man kann sie nicht mehr einzeln herausnehmen. In dem Falle würde ich noch in der Bienenkiste die Waben jeweils an der Übergangsstelle mit dem Stockmeißel durchtrennen und dann die Leisten einzeln entnehmen und abfegen.
Tortenheber-Methode
Das Problem beim Herauschneiden von Waben besteht darin, dass man die weichen schweren Waben kaum anfassen kann, ohne dass man sie zerdrückt. Der aus den Druck- und Schnittstellen herauslaufende Honig verklebt die ansitzenden Bienen.
Bei der Tortenheber-Methode sollten Sie zu zweit sein. Optimal wäre ein sehr langes, stabiles breites Messer, mit dem Sie die gesamte Honigwabe an der Basis durchtrennen. Vorher haben Sie - wie gewohnt - die Wabe an der Übergangszone zum Brutbereich durchtrennt (Das machen Sie direkt bei der Entnahme der Wabe und nicht wie sonst am Tag vorher. Da die Bienen die Schnittstelle wieder verbauen würden, wäre das sinnlos). Wenn Sie kein entsprechend langes Messer haben, nehmen Sie den Stockmeißel, dann müssen Sie die Wabe in zwei Schnitten nacheinander entnehmen.
Belassen Sie das Messer bzw. den Stockmeißel nach dem Schnitt unter der Wabe, halten Sie die Waben mit der zweiten Hand aufrecht und nehmen Sie das Wabenstück wie mit einem Tortenheber heraus. Ihr Partner fegt nun die Bienen von beiden Seiten gründlich ab. Danach legen Sie das Wabenstück vorsichtig in Ihre Erntebox. Es wird vermutlich noch die eine oder andere ansitzende oder festklebende Biene geben, die Sie dann im zweiten Schritt vor dem Kleinhacken der Waben herunterlesen.