Durchlenzung
Die Phase zwischen Winterruhe und dem Beginn der Obstblüte wird »Durchlenzung« genannt. Was ist zu tun?
7. März 2011
Erhard Maria Klein
Video / Durchlenzung
So bald die Temperaturen deutlich über 8 Grad Celsius klettern (10 bis 12 Grad und Sonnenschein), absolvieren die Bienen ihren »Reinigungsflug« - auf deutsch: sie »gehen auf die Toilette« und leeren ihre Kotblase. Außerdem müssen sie sich nach dem langen Winter neu einfliegen. Das bedeutet, dass sie sich die Lage Ihrer Bienenkiste im Verhältnis zum umgebenden Gelände genau einprägen, damit sie jederzeit wieder nachhause finden.
So bald die Temperaturen tagsüber regelmäßig die acht bis zehn Grad Grenze überschreiten und regelmäßiger Bienenflug vorhanden ist, sollte das Mäusegitter entfernt werden. Es behindert die Bienen und manche Bienen verlieren die wertvolle Pollenfracht am Eingang. Innen vor dem Gitter haben sich zahlreiche tote Bienen gesammelt. Das ist kein Grund zur Beunruhigung. Mit einem Haken, dem Bienenbesen, Stockmeißel o.ä. befreien wir das Flugloch von den toten Bienen. Falls Sie eine Wärmedämmung angebracht haben, sollte sie noch auf dem Dach verbleiben, da es immer noch empfindlich kalt werden kann. Es reicht, wenn die Dämmung im Laufe des April - z.B. im Zusammenhang mit der Frühjahrsdurchsicht - entfernt wird.
Einzelne Flecken auf dem Stirnbrett sind Kotspritzer, von Bienen, die es nicht mehr ganz geschafft haben. So lange es innen auf den Waben und der Innenwand der Kiste keine Kotspritzer gibt, ist das kein Grund zur Beunruhigung. Auch die toten - teilweise vielleicht sogar angeschimmelten - Bienen auf dem Bodenbrett und die Wachs- und Pollenkrümel und manch anderer undefinierbarer Müll und “Gammel”, den man durch das Flugloch oder von hinten sehen kann, sind ganz normal. Während des Winters hatten die Bienen keine Möglichkeit aufzuräumen und sauber zu machen. Das wird nun aber schnell nachgeholt…
Da die Bienen den hinteren Raum im Winter nicht klimatisieren, kann es auch hier durch kondensierende Feuchtigkeit zu leichtem Schimmel kommen. Auch das ist nicht unnormal. Schimmelige Stellen werden von den Bienen ebenfalls weggeputzt. Bei größeren Stellen kann man ggf. auch mit einem feuchten Tuch helfen. Kotspritzer auf dem Stirnbrett der Kiste sollten ggf. mit dem Stockmeißel abgekratzt und einem feuchten Tuch abgewischt werden.
Pollen und Wasser
Die Phase der Durchlenzung ist die letzte Herausforderung, die die Bienen vor Beginn des »großen Blühens« bewältigen müssen. In dieser Zeit verbrauchen sie den Größten Teil ihrer Wintervorräte und könnten noch verhungern, wenn die Honigreserven zu knapp bemessen waren. Die Winterbienen sterben nach und nach und wenn nicht schnell genug Nachwuchs herangezogen werden kann, schrumpft das Volk erst mal weiter, bevor mit dem Beginn der Obstblüte das Bienenvolk förmlich “explodiert”.
Die Bienen tragen in dieser Zeit unermüdlich Pollen und Wasser ein. Wenn Polleneintrag beobachtet werden kann, ist dies ein guter Hinweis darauf, dass das Volk brütet und in Ordnung ist. Ein Zugang zu Wasser ist aber ebenfalls sehr wichtig, damit die eingelagerten Honigvorräte ausfgelöst werden können. Wenn kein natürliches Gewässer (Teich o.ä.) in der Nähe ist, sollte man eine Bienentränke aufstellen.
Wer sich Notizen gemacht hat und die Kiste vor der Einwinterung gewogen hat, kann sie Anfang April erneut wiegen und schauen, wie viel Vorräte verbraucht worden sind. An einem schönen Tag im April können wir dann die Kiste auch das erste Mal öffnen, das Bodenbrett sauber machen und schauen, ob alles in Ordnung ist. Das nennt man Frühjahrsdurchsicht.