Die Biene - Eine Liebeserklärung
Das Greenpeace Magazin hat der Biene eine Liebeserklärung gemacht - in Buchform. Der Titel hält, was er verspricht.
15. Juli 2015
Erhard Maria Klein
Rezension / Bienenkunde / Video / Hypes+Hoffnungen
Das Thema “Bienen” und insbesondere “Bienenretten” ist zur Zeit angesagt. Entsprechend aktiv ist der Buchmarkt und haut ein mehr oder weniger inspiriertes Bienenbuch nach dem anderen raus. Die “Liebeserklärung” von Katja Morgenthaler und Kerstin Eitner ragt für mich aus dieser Masse der Bienenbücher deutlich heraus. Die beiden Autorinnen haben sich viel Zeit genommen und ein wunderschönes Büchlein geschaffen.
Schon die Aufmachung weckt hohe Erwartungen. Ein schlichter stoffbezogener Buchdeckel, die Seiten im Farbschnitt, liebevolle handgezeichnete Illustrationen… Und wie es bei einer ernsthaften Liebeserklärung zu erwarten ist, wird die Biene nicht als nützliches Objekt des Menschen vorgestellt. Es stehen weder praktisch-imkerliche Fragen, noch wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund, sondern die Biene selbst. Der vorliegende Band “will vielmehr ein Bienenportrait für Neugierige sein”, schreiben die Autorinnen im Vorwort.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Kulturgeschichte der Honigbiene und einem Einblick in die Bienenforschung, stellt den Organismus “Bien” vor, liefert einen kurzen Überblick über das Bienenjahr und stellt die zahlreichen Bienenprodukte vor. Die Texte sind lebhaft und mit Begeisterung formuliert, so dass das Buch auch als Urlaubs- oder Bettlektüre geeignet ist, aber auch Imker, für die diese Themen nicht neu sind, sich nicht langweilen werden. Die Autorinnen haben gründlich recherchiert und fördern viele Erkenntnisse und Entdeckungen zu Tage, die mir neu waren. Die Autorinnen beschränken sich dabei nicht alleine auf die westliche Honigbiene, sondern portraitieren darüber hinaus die wichtigsten Honigbienenarten und andere Wildbestäuber in kurzen Steckbriefen.
Natürlich wird auch die Welt der Imkerei vorgestellt. Die Autorinnen haben neben konventionellen DIB-Hobbyimkern auch mich mit meinen Bienenkisten im Hamburger Kleingarten besucht (dort entstand übrigens auch das Video zum Buch). Die Autorinnen gehen auf die wesensgemäße Bienenhaltung ein, was bei dem Ansatz des Buches ja eigentlich auch zu erwarten war.
Was mich besonders für dieses Buch einnimmt, ist der journalistische Ansatz, gründlich zu recherchieren und sich eine eigene, auf Fakten basierende Meinung zu bilden. In den Kapiteln über das Bienensterben und einer “Welt ohne Bienen” werden nicht einfach die schon hundertmal gehörten Allgemeinplätze und Horrorszenarien wiederholt, sondern kritisch hinterfragt. Das Buch wird der Tatsache gerecht, dass viele Themen rund um die Biene komplexer sind, als im öffentlichen Diskurs dargestellt. Besonders gefällt mir persönlich, dass Katja Morgenthaler und Kerstin Eitner mit einigen modernen Mythen aufräumen, wie z.B. dem “Einstein-Zitat”, der Handbestäubung in China und “dem Bienensterben”.
Das Buch ist in meinen Augen ein “Muss” für jeden Bienenfreund und ein ideales Geschenk für natur- und bieneninteressierte Menschen. Von mir gibt es 5 Sterne!