Bienenkistenseminar an der Imkerei Fischermühle
Kevin Pfeiffer aus Berlin blickt zurück auf das erste Fachseminar zum Thema Bienenkiste vom 3. bis 5. Oktober 2014 an der Fischermühle - ein Wochenende mit vielen interessanten Seminaren, Workshops, Gesprächsrunden und Begegnungen.
15. Oktober 2014
Kevin Pfeiffer
Veranstaltung
Melliferas erstes Fachseminar zum Thema Bienenkiste fand vom 3. bis 5. Oktober 2014 an der Fischermühle im Bubenhofer Tal bei Rosenfeld am Nordrand der Schwäbischen Alb statt. Die Fischermühle, ein malerischer Ort, schien unter Petrus Schutz zu stehen: Unter blauem Himmel und bei strahlender Herbstsonne trafen sich TeilnehmerInnen und Referenten gleich am Eingang zur Imkerei, Laden, Seminarraum und Büro Mellifera e.V. Es kamen ca. 26 Bienenkisten-ImkerInnen, sechs, die am Baukurs teilnehmen wollten, und etwa 15 ImkerInnen, die mit anderen Betriebsweisen arbeiten, und 10 Referenten. Die Betten (zumindest die in der Gemeinschaftsunterkunft) waren etwas hart, aber dafür war die vegetarische Verpflegung lecker.
Wesensgemäße Bienenhaltung
Und dann ging es los! Alle Vorträge und Workshops, die nicht am Bienenstand oder in der Imkerei stattfanden, wurden im geräumigen und gut ausgestatteten Hörsaal der Firma Helixor gehalten. Nach einer freundlichen Begrüßung durch die Veranstalter erzählte uns Imkermeister Thomas Radetzki die Entstehungsgeschichte der Mellifera-Bienenkiste. Radetzkis erste Erfahrungen mit Bienen gehen zurück zu den Lüneburger Stülpern im Garten seines Vaters im Ruhrgebiet. Als Imkermeister an der Fischermühle hat er sich schon seit bald dreißig Jahren mit dem Ziel einer möglichst wesensgemäßen, für die Bienen stressarmen Bienenhaltung beschäftigt. Seine große Liebe ist und bleibt die Mellifera-Einraumbeute, die er zusammen mit Utto Baumgartner und Uwe Bodenschatz entwickelt hat. Aber die gute Resonanz auf die Bienenkiste, vor allem wegen des leichten Einstiegs und der wesensgemäßen Philosophie, hat Thomas sehr gefreut. So soll auch in Zukunft das Bienenkisten-Projekt von Mellifera weiter entwickelt und ausgebaut werden.
„Tipps und Tricks“
Nach der Pause übernahm Erhard Maria Klein, Seminargastgeber und Erfinder (zusammen mit Thomas Radetzki), das Wort. Erhard erzählte den Jahresablauf mit der Bienenkiste und konnte dabei einiges an Tipps weitergeben, die relevant sind, wenn man von Anfang an mit der Bienenkiste imkert. Dabei kam der interessante Hinweis, dass man das Thema Bauerneuerung der Waben eventuell nicht ganz so kritisch sehen muss, wie das z.B. konventionelle Imker tun. Und wenn es so weit ist, dann bitte „alle Waben auf einmal” (s. Bienenkisten-FAQ bzw. Bienenkisten-Buch S. 123ff für mehr Information).
Am Nachmittag waren dann die Workshops und der letzte Vortrag des Tages „Guerilla-Beekeeping“ von Gunnar Weidt (Hamburg), Heinz Risse (Berlin) und Sebastian Ganzer („Bienen-Seb”, Bayern). Zunächst zum Vortrag: Gunnar, ein engagierter Imker, der viele ImkerInnen in und um Hamburg unterstützt, erzählte uns von seinen Erlebnissen mit der Stadtbienenhaltung auf St. Pauli. Sein Interesse an den Bienen reicht weit über die Bienenkiste hinaus und wir durften von seinen Erfahrungen profitieren. Sebastian, dessen Bienenkisten-Bausätze am nächsten Tag zusammengeschraubt werden sollten, zeigte uns dann zahlreiche Bilder aus seiner Praxis, u.a. auch Experimente mit Schwarmlockbeuten. Am Schluss berichtete Heinz Risse von seinen Erfahrungen als Imker im Prinzessinnengarten in Berlin, u.a. von seiner „hängenden Bienenkiste”.
Ein Highlight des Seminars
Die Workshops am Bienenstand, darunter der schon erwähnte Baukurs mit Sebastian Ganzer, waren auf jeden Fall ein Highlight des Seminars. Hier konnte man die Erfahrung unserer Bienenkisten-Imker und -Referenten deutlich spüren und erleben. Die Bienenkisten bei Mellifera sind auf drei Standorte verteilt. Am ersten traf sich eine Gruppe mit dem „Bienenflüsterer” und Imker Markus Haseitl, der eine „Bienenkisten-Inspektion für Anfänger” anbot. Die zweite Gruppe versammelte sich mit Heinz und Gunnar an einem herrlichen Ort mit einem rustikalen Beutenunterstand („Lagd”) als Hintergrund. Hier ging es um die Puderzucker-Diagnose und Varroabehandlung. An einem dritten Stand hat Mellifera-Mitarbeiter Tobias Miltenberger gezeigt, wie man bei Waldtracht mit der Bienenkiste zurecht kommt. Nach dem Abendessen im Seminar-Raum des Mellifera-Hauses hatten wir noch Zeit zum Plaudern, Kennenlernen usw. Und schon war der erste Tag vorbei.
Imkern mit dem Schwarmtrieb
Der Samstag begann mit zwei Seminaren, deren Hauptthema das Imkern mit dem Schwarmtrieb in der Bienenkiste war, konkreter die Diagnose der Schwarmstimmung, der Schwarmfang, das Trommelschwarmverfahren und mehr. Erfreulicherweise konnten wir auch einen weiteren Referenten, Guido Eich, Bienenzuchtberater, Dipl.-Biologe und Imkermeister am LAVES–Institut für Bienenkunde in Celle, begrüßen.
Nach der Kaffeepause teilten wir uns in kleinere Gesprächsgruppen auf, um das Thema Schwärmen weiter zu diskutieren. Hier gab es z.B. den Tipp, dass ein Kinderplanschbecken oder eine Gartenplane für das Einfangen eines „herunterfallenden“ Schwarms gut geeignet ist. In der anderen Gesprächsgruppe ging es darum, wie man optimal mit der Bienenkiste startet, z.B. indem die Kiste am besten bereits Mitte oder (noch besser) Anfang April am festgelegten Ort und auf dem richtigen Untergrund aufgestellt sein sollte, wenn man im Mai mit der Bienenhaltung beginnen möchte. Die Gesprächsgruppen ermöglichten den TeilnehmerInnen gezielte Fragestellungen und Diskussionen dazu.
Volksbeurteilung in der Bienenkiste
Am Samstag gab es wieder die Möglichkeit, die zwei Bienenkisten-Standorte zu besuchen. Diesmal war der Biologe Guido Eich dabei, der uns erklärte, wie man den Zustand eines Volkes beurteilen kann, ohne dabei Waben zu ziehen (wie in der Bienenkiste oder in der Korbimkerei). Anschließend fand dazu passend sein Seminar „Volksbeurteilung in der Bienenkiste“ mit vielen anschaulichen Bildern statt.
Zur gleichen Zeit bot Sebastian Ganzer seinen Baukurs an. Bei bestem Wetter konnten die Teilnehmer unter Sebastians Aufsicht in kurzer Zeit aus den Bausätzen ihre Bienenkisten fertigstellen. Nach dem Abendessen gab es zum Ausklingen eines schönen Tages einen feierlichen „geselligen Abend in der Imkerei“.
Rund um die Bienengesundheit
Der letzte Tag war dem Thema Bienengesundheit gewidmet. Hier durfte Guido Eich (aber nicht nur er) wieder eine führende Rolle spielen, insbesondere in Bezug auf Krankheiten wie die amerikanische Faulbrut, aber auch auf Probleme wie Weisellosigkeit, „Sterbehilfe“ usw.
Nach einer letzten Gesprächsgruppenrunde trafen wir uns zum Abschied noch einmal in der Aula für einen kleinen Feedback-Austausch. Unser besonderer Dank ging an die Mellifera-MitarbeiterInnen für die gute Planung und Organisation und die herzliche und ausgezeichnete Betreuung.