Rauchende Köpfe und rauchende Smoker

Vom 03. bis 05. Oktober 2014 fand in Rosenfeld die erste Fachtagung zur Bienenkiste statt. Das Resümee einer Teilnehmerin: Wir haben extrem viel gelernt: Über Bienen und Beuten, Verhalten und Probleme, Spuren lesen und und und… Auch wie verschieden die Völker am gleichen Standort sein können, auf dem Land und in der Stadt, und wie verschieden die Imker sind.

10. Oktober 2014 Bindi Freivogel
   Veranstaltung

Workshop am Bienenstand
Workshop am Bienenstand

Vom 03. bis 05. Oktober war ich zu Gast in Rosenfeld. Die erste Fachtagung zur Bienenkiste stand an. Kurzum: Wir haben extrem viel gelernt: Über Bienen und Beuten, Verhalten und Probleme, Spuren lesen und und und… Auch wie verschieden die Völker am gleichen Standort sein können, auf dem Land und in der Stadt.

Vielfalt

Das Spannendste für mich aber war eindeutig: Wie verschieden die Imker sind! Aus ganz Deutschland und Umgebung kamen sie angereist, angeflogen und gekrabbelt, in Fahrgemeinschaften oder mit dem ÖPNV. Ganz unterschiedliche Rassen: Da gab es beispielsweise die amerikanisierte Hamburgbiene, Arbeiterinnen und Herumhänger, fleißige Mitschreiber und notorische Besserwisser (die dann tatsächlich auch vieles besser wussten). Wie so oft im Spätsommer waren sie alle scharf auf das Tortenbuffet und die Honig-Degustationstränke.

Ganz unterschiedliche Methoden auch beim Schwarmfang: Während die einen mit einem haarspangenähnlichem Plastikteil direkt in der Schwarmtraube nach der Königin schnappen, träumen andere von unzähligen subventionierten Schwarmfangbeuten auf jedem Balkon ihrer Stadt oder hängen solche bienenkistenkompatiblen Konstrukte via Flaschenzug hoch in die Bäume oder vor das Schlafzimmerfenster und locken die Schwärme mit pheromonhaltigen Geheimrezepten an.

Die Beweggründe für ein Imkern mit der Bienenkiste waren nicht minder vielfältig: Honiggewinner trafen auf Naturliebhaber, Wildbienenfans auf Wiedereinsteiger, Apitherapeuten, die ihren Freunden Bienen an die Innenarme halten und stechen lassen auf Fluglochbeobachter und Selbstversorger.

Das Thema Bienenstiche sorgte für sehr lustige Stunden am Lagerfeuer, die zwei Kästen Bier lockerten dann auch den schweigsameren Imkern die Zunge und Neulinge erfuhren unsägliche Tipps und Tricks. Im komfortablen Sammelquartier verhielten sich Imker ganz anders als ihre Bienen: Der turnhallengrosse Gemeinschaftsraum wurde löchrig bebrütet, die Streckmaden räkelten sich großzügig verteilt und verpuppten sich schon früh am Abend, so dass schon bald kein Summen mehr zu hören war. Frühmorgens schwärmten sie dann in kleinen Gruppen zielstrebig ans gediegene Frühstücksbuffet.

Die Workshops

Workshop »Spuren lesen im Bienenvolk« mit dem Bienenzuchtberater Guido Eich
Workshop »Spuren lesen im Bienenvolk« mit dem Bienenzuchtberater Guido Eich

Die praktischen Workshops waren ebenfalls spannend, nachdem wir uns zu etlichen Themen eingetragen hatten, lernte man vieles vor allem über ganz andere genauso interessante Themen. Die Bienen verhielten sich ganz anders als erwartet, genauso wie ich es von meinen eigenen gewohnt bin.

Am letzten Tag waren wir alle schon etwas am Ende, die Honigmägen vollgefuttert, die Hinterteile haarlos abgearbeitet und die Notizhefte vollgekritzelt. Die Köpfe rauchten mehr als die Smoker. Warum auch nicht das Thema Brutkrankheiten noch etwas vertiefen, ganz im detailierten biologischen Sinne? Da kamen die kosmischen Mondphasenbegutachter mit den wissenschaftlich angehauchten Statistikern sich doch etwas ins Gehege, was den Bücherskorpionanhängern und den Freiluft-Brutwaben-Verfütterer dann doch den Puls etwas höher trieb. Die AF Spezialisten (Amerikanische Faulbrut) plädierten für flächendeckende, regelmäßige Futterkranzproben, wobei sich diese Gruppierung in „brutnahe Probenentnehmer“ und „brutferneauchälterefutterzonenhauptsacheregelmäßige Probenentehmer“ unterteilten. Als dann die Imker-Anfänger-Separatisten und die Zuhörenistschwierigeralsdreinredner sich noch meldeten, wurde hitzig debattiert und viele Jungimker verspürten bald den Drang umgehend, zu ihren Bienen zurückzukehren.

Was ich mit nach Hause nehme

Als ich nach lieber Mitfahrgelegenheit an der Schweizer Grenze endlich alleine im Zug saß, konnte ich trotz Müdigkeit nicht eindösen. Zu viele Infos und Eindrücke ließ ich Revue passieren. Ich nahm mir vor, endlich regelmäßig Puderzuckerdiagnosen durchzuführen, eigene Kurse in Zürich zu geben, Futterkranz Sammelproben einzuschicken, meine bienenleere Kiste zu sezieren und zu mikroskopieren, nochmals zu füttern und zu wiegen… oder will ich doch lieber faul sein und glückliche Bienen haben? Ich musste über die vielen lustigen Erlebnisse schmunzeln, war tief beeindruckt von den vielseitigen neuen Kontakten und dem Austausch, der in den Diskussionsgruppen, in den Pausen und an den Abenden stattgefunden hatte. Zu Hause ging ich (nun mit Bienenkisten-Seminardiplom) als Imkerprofi zu meinen Bienen, um zu füttern und wurde in der ersten Sekunde dreifach in den Arm gestochen. Das tat weh… und machte gute Laune! Ich freue mich aufs nächste Treffen mit euch! Weiter so mit eurem Engagement!

Bindi Freivogel (Teilnehmerin)

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