Auffütterung

Leider gibt es an vielen Orten nicht mehr ausreichend viele Trachtpflanzen, um eine optimale Versorgung der Bienen sicherzustellen.

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Ein Bienenvolk braucht im Winter ca. 15 kg Honig (starke Völker etwas mehr, schwache etwas weniger). Wer auf Nummer sicher gehen will und noch keine eigenen Erfahrungen hat, sollte lieber 20 kg Vorräte anpeilen. Besser etwas zu viel als zu wenig. (Aber: man kann Bienenvölker auch überfüttern! Es müssen noch freie Wabenflächen für die Brut vorhanden bleiben. Mehr als 20 kg Vorräte sind auf keinen Fall nötig.)

Die Bienenkiste ist so ausgelegt, dass die Bienen eigentlich ohne Fütterung auskommen sollten, weil wir nur einen Teil des Honigs ernten. Ob die Bienen aber genug Vorräte sammeln konnten, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Leider gibt es an vielen Orten nicht mehr ausreichend viele Trachtpflanzen, um eine optimale Versorgung der Bienen sicherzustellen. Aber auch der Witterungsverlauf und die Entwicklung des Bienenvolkes sind Faktoren, die die Vorratshaltung und den Verbrauch im Winter beeinflussen.

Wir können uns also nicht blind darauf verlassen, dass genügend Vorräte vorhanden sind, sondern müssen die Reserven abschätzen und ggf. mit Zuckerlösung ergänzen.

Bienenkiste wiegen (1:26 min.)
Bienenkiste wiegen (1:26 min.) – externes Video (Link öffnet Youtube)

Vorräte abschätzen

Wir ermitteln die Vorräte nach Ende der letzten Massentracht bzw. der Ameisensäurebehandlung. Das ist i.d.R. Ende Juli/Anfang August der Fall. Informieren Sie sich ggf. bei Imkern in der Umgebung, ab wann keine natürliche Zunahme an Vorräten mehr zu erwarten ist. Um die Vorräte sicher abschätzen zu können, sollten wir die Kiste wiegen.

Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Personenwaage (relativ genaue Methode)
    Richten Sie ein Holzbrett vor der Bienenkiste mit einer Wasserwaage horizontal aus und stellen Sie dort eine Personenwaage drauf. Kippen Sie die Kiste wie gewohnt über die Stirnseite, so dass der Dachüberstand auf der Personenwaage mittig steht, und halten Sie die Kiste aufrecht.
  • Zug- bzw. Kofferwaage (ungenaue Methode)
    Wiegen Sie die Kiste mit einer Zugwaage (Messbereich bis 50 kg) von vorne und hinten. Vorne kann der Haken der Zugwaage unter den Dachüberstand fassen und hinten ggf. unter den Griff der Rückwand. Wenn es keine Ansatzpunkte für die Zugwaage gibt, schlingen Sie möglichst weit vorne bzw. hinten einen Spanngurt um die Kiste.
    Addieren Sie die Gewichte und multiplizieren Sie sie mit einem Korrekturfaktor. Der Korrekturfaktor hängt stark davon ab, wie die Kiste gebaut ist bzw. wie sie aufgestellt ist. Die gemessenen Werte hängen sehr stark davon ab, wo die Kipp-Punkte liegen.
    Wenn Sie ganz sicher sein wollen, wiegen Sie die Kiste beim ersten Mal zusätzlich mit der Personenwaage, um den richtigen Korrekturfaktor zu ermitteln. Aber selbst dann bleibt der Messwert ein grober Annäherungswert.
    Der größte Teil des Gewichts ist beim Überwintern vorne. Wenn man sich in den ersten Jahren das Gewicht der Kiste beim Wiegen mit der Zugwaage vorne notiert, kann man in den Folgejahren auf aufwendigeres Wiegen verzichten. Man vergleicht einfach das Gewicht vorne mit den Aufzeichnungen aus vergangenen Jahren und füttert ggf. so lange, bis es erreicht wird.

Notizen machen

Es ist gut das Bienenvolk an wichtigen Eckdaten der Volksentwicklung immer wieder zu wiegen und die Werte aufzuschreiben: z.B. im Herbst nach der Auffütterung, im Frühjahr vor der Obstblüte und ca. 4 Wochen nach dem Einlogieren eines Schwarmes. So hat man Vergleichsdaten. Natürlich sollte man auch das Leergewicht der Kiste kennen und die Kiste immer im gleichen Zustand wiegen, um vergleichbare Daten zu haben (z.B. bei eingesetztem Trennschied).

Man müsste eigentlich wissen, was die Kiste mit Bienen und Waben, aber ohne Honig wiegt. Dieser Wert ist nur schwer zuverlässig zu ermitteln, denn auch das Wabenwerk nimmt im Laufe des Lebens an Gewicht zu und die Bienen selbst wiegen auch mehrere Kilogramm.

Sie sollten daher Ihre Überlegungen immer wieder an Vergleichsmessungen und den Aufzeichnungen vergangener Jahre rückkoppeln.

Faustregel und Formel

Gehen Sie zunächst einmal von folgender Faustregel aus. Das Gesamtgewicht der Kiste ohne Honig ist ca.:

Das Leergewicht der Kiste liegt je nach Holzart und Dicke bei ca. 20-30 kg. Angenommen, die Kiste wiegt leer 23 kg und das Volk hat den gesamten Raum ausgebaut:

23 kg + 9 kg = 32 kg (Bienenkiste mit Bienen ohne Vorräte)

Das Wiegen im August hat beispielsweise ein Gewicht von 43 kg ergeben. Die Honigvorräte betragen also 43 kg - 32 kg = 11 kg. Die Bienen brauchen mindestens 15 kg Vorräte, also fehlen noch mindestens 4 kg Zucker, die wir als Zuckerlösung füttern müssen.

(Die Bienenkisten-App basiert auf dieser Formel und ist eine bequeme Möglichkeit, das fehlende Winterfutter mit dem Smartphone zu berechnen.)

Futter anrühren

Wir stellen eine Lösung aus 3 Gewichtsteilen Zucker und 2 Gewichtsteilen Wasser her - also 3 kg Zucker auf 2 l Wasser. Der Zucker löst sich leichter, wenn das Wasser warm ist (nicht zu heiß oder gar kochen, weil sonst das bienengiftige HMF entstehen kann). Wir rühren den Zucker langsam in das Wasser (nicht umgekehrt, weil er sonst leicht klumpt). Ein Farbrührer für die Bohrmaschine kann bei größeren Mengen hilfreich sein.

Als Winterfutter ist nur weißer Zucker geeignet! Der Zucker darf auf keinen Fall Ballaststoffe enthalten, sonst erkranken die Bienen im Winter an Ruhr. Also: kein brauner Zucker o.ä. Sie können normalen weißen Haushaltszucker aus dem Lebensmittelgeschäft verwenden.

Das Futter wird für die Bienen wertvoller und besser verträglich, wenn mindestens 10 % (eigener) Honig, etwas Kamillentee und eine Prise Salz hinzugefügt werden. Wenn Sie Honig hinzufügen, darf das nur eigener Honig sein - bzw. Honig von einem Imker Ihres Vertrauens. Auf keinen Fall dürfen Sie Honig aus dem Supermarkt verfüttern!!! Außerdem darf Honig erst hinzugegeben werden, wenn die Zuckerlösung wieder abgekühlt ist.

Für jedes Kilogramm fehlende Honigvorräte benötigen wir ein Kilo Zucker. Im o.g. Beispiel brauchen wir also 4 Kilo Zucker, die wir mit 2,7 Liter Wasser anrühren. Dazu können wir ein Glas Honig, ein Tässchen Kamillentee und einen halben Teelöffel Salz geben.

Rühren Sie nicht mehr Futter an, als Sie innerhalb weniger Tage verfüttern wollen, weil die Lösung nicht lange haltbar ist und bald anfängt zu gären. Bewahren Sie Reste notfalls im Kühlschrank auf.

Futter verabreichen

Das Futtergefäß soll die Seitenwand und das Trennschied berühren.
Das Futtergefäß soll die Seitenwand und das Trennschied berühren.

Vor Beginn der Fütterung muss das Trennschied wieder eingesetzt werden. Es verbleibt dort bis zur nächsten Bienensaison. Engen Sie das Flugloch mit Schaumstoffstreifen auf die Hälfte bis ein Drittel der Breite ein, wenn die Temperaturen es zulassen.

Geben Sie das Futter abends, um Räuberei zu verhindern. Vermeiden Sie zu kleckern. Stellen Sie das Futter in einem großen offenen Gefäß (Tupperdose o.ä.) in den hinteren Raum. Damit keine Bienen ertrinken können, bedecken Sie die Oberfläche des Gefäßes mit halbierten oder in Scheiben geschnittenen Weinkorken oder geben Sie reichlich Stroh o.ä. hinein.

Die Bienenvölker werden nach der Ameisensäurebehandlung möglichst schnell aufgefüttert. Es ist kein Problem, 5 Liter in einer Portion zu füttern. Wenn das Gefäß leer ist, wird die nächste Portion gereicht. Alle Völker an einem Bienenstand sollten möglichst gleichzeitig gefüttert werden. Die Auffütterung muss spätestens Mitte September erledigt sein. Sie sollten daher Anfang September noch einmal das Gewicht der Kiste kontrollieren, um sicher zu sein, dass genug Vorräte vorhanden sind, und um ggf. noch nachfüttern zu können.
Wenn Sie vermuten, dass wegen guter lokaler Trachtbedingungen auch im August noch natürlicherweise Honig eingetragen wird, warten Sie bis Anfang September. Dann beurteilen Sie die Vorratslage erneut und ergänzen nötigenfalls die Vorräte.

Jungvölker auffüttern

Junge Völker, die erst in diesem Jahr als Schwarm neu aufgestellt worden sind, sollten das Futter in kleinen Gaben erhalten, besonders wenn sie den Raum noch nicht ganz ausgebaut haben. Ob ein Schwarm überhaupt gefüttert werden muss, hängt aber auch von den lokalen Trachtbedingungen ab. Erkundigen Sie sich ggf. bei Imkern in der Umgebung, wenn Sie unsicher sind.

Füttern Sie ggf. kontinuierlich bis Mitte September auf. Geben Sie maximal pro Woche einen Liter auf einmal. Die kleinen Futtergaben sollen auch die Bau- und Bruttätigkeit anregen. Deshalb wird ein Teil des Futters nicht als Vorräte angelegt, sondern in Brut umgesetzt. Sie sollten Anfang September die benötigten Vorräte neu abschätzen und ggf. den Rest in größeren Portionen bis spätestens Mitte September verabreicht haben.
s.a. FAQ: Überwinterung kleiner Bienenvölker...

Statt das junge Bienenvolk über die Saison flüssig zu füttern, kann auch Futterteig verabreicht werden. Futterteig kann im Imkerfachhandel bezogen werden oder auch selbst aus Puderzucker und Honig hergestellt werden. Die Herstellung bzw. Beschaffung von Futterteig ist aufwendiger und teurer, hat aber den Vorteil, dass man seltener beim Bienenvolk vorbeischauen muss.

Nach der Ameisensäurebehandlung sollte das restliche noch benötigte Futter aber in jedem Fall flüssig verabreicht werden.

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